Ringvorlesung

„[J]e mehr gelehrt wird, desto weniger kann gelernt werden“ schreibt Josef Albers 1928 zu seiner Tätigkeit am Bauhaus und Norbert Kricke formuliert 1973 für die Kunstakademie das Postulat, dass Kunst nicht lehrbar sei und es keine Regeln für sie gebe.
Wodurch wird der  Blick – insbesondere an Kunstakademien – auf die Pädagogik und pädagogisches Tun bestimmt? Wodurch entsteht die Skepsis pädagogischen Prozessen gegenüber? Welches Verständnis von „ästhetischer Bildung“, von „Pädagogik“, „Didaktik“ , „Kunstvermittlung“ aber auch „Kunst“ liegt möglichen Vorbehalten zugrunde? Lässt sich die Unbestimmtheit der Kunst, ihre Widerständigkeit, Zweckfreiheit oder Autonomie mit einer auf Transformation ausgerichteten ästhetischen Bildung zusammendenken? Oder droht die Kunst durch die Pädagogik vereinnahmt, entmündigt und funktionalisiert zu werden?

Warum stellt sich überhaupt die Frage, ob die Kunstakademie als Ort künstlerischer Bildung zugleich eine pädagogische Einrichtung sei? Lässt sich das Sprechen über Kunst erlernen und für pädagogische Zwecke rahmen? Welche implizite Didaktik enthält das System der Klassen? Darf es überhaupt eine geben? Warum – fragen andere Disziplinen, wie  beispielsweise die Science and Technology Forscherin Martha Kenney die Pädagogik – „means didactic always… too didactic“? Und warum erscheint Pädagogik, so Kenney „too much like nutritious – signaling something joyless but good for you.” (2019)

Was macht die Pädagogik und Didaktik als Wissenschaftsdisziplinen aus? Wie sehen – demgegenüber – Vermittlungsprozesse in Kunst und Kunstunterricht aus? Wir möchten eine Debatte über diese Fragen eröffnen.

Über die Lehre der Kunst an einer Kunstakademie und das Verhältnis von Kunst und Pädagogik gemeinsam mit Studierenden und Lehrenden nachzudenken, wird Thema der Vortrags- und Gesprächsreihe der Fächer Pädagogik und Didaktik der Bildenden Künste im WS 2021 sein.